Tour de Suisse: Nadine Wietlisbach


sic! Raum für Kunst

sic! Raum für Kunst

sic! Raum für Kunst /«Elephanthouse» – mehr Raum für zeitgenössische Kunst in Luzern

Eine glatte stahlweisse Skulptur strebt von der Aussenfassade der ehemaligen Garage in den Himmel und bildet einen Kontrast zu der in Beton umhüllten Umgebung. Mit der skulpturalen Arbeit «Up #1» setzt die Künstlergruppe Sabina Lang und Daniel Baumann ein neues Wahrzeichen für zeitgenössische Kunst und bietet den Besuchern einen Vorgeschmack auf das Innenleben des rohen und zwei-elefantengrossen Kunstraums. Mit einem Holzboden und weissen Wänden ausgekleidet verspricht er eine andere Wirkung zu erzielen, im kleinen Rahmen wird Grosses geboten. Das junge Team des sic! Raum für Kunst (mit Laura, Breitschmid), bietet internationalen sowie nationalen Künstlern eine anregende Diskussionsplattform, Zeit und vor allem die Möglichkeit zur Realisierung neuer Projekte. Hinter diesen euphorischen Zielen verbirgt sich viel Ausdauer, Durchhaltevermögen und fortdauernde Dialoge mit den präsentierten Künstlern und der Stadt Luzern.

Als «Elephanthouse» getauft und vor zwei Jahren ins Leben gerufen, spricht er eine andere Architektursprache als der seit fünf Jahren bestehende Kunstpavillon im Luzerner Säliquartier, den sich sic! mit o.T. Raum für aktuell Kunst teilt. Nadine Wietlisbach Kuratorin, Publizistin, Sprachenthusiastin und seit 2007 Leiterin des sic! Raum für Kunst möchte mit dem «rauen White Cube» fruchtbare Impulse und spannungsreiche Diskurse ermöglichen. Der unabhängige Kunstraum soll eine Ergänzung zu den umliegenden zeitgenössischen Kunstinstitutionen bilden, nicht einen Gegenpol. Dafür ist das Netzwerk zu gross, die Kooperationen zu wichtig und Luzern zu klein. Nadine Wietlisbach‘s Erfahrungen fliessen in die Ausstellungen ein. Sie schafft eine wertvolle Basis für den Austausch mit etablierten sowie frisch aus den Kunstschulen geschlüpften Künstlern. Die aktuelle Ausstellung von Peter Roesch (*1950) zeigt exemplarisch, wie das «Elephanthouse» als Resonanzraum aktuelle Gedankenströme aufnimmt. Als wichtige Malerposition spricht er nicht nur traditionelle Sichtweisen an, sondern generiert im momentanen Diskurs genauso viel Aufmerksamkeit wie vor 25 Jahren. Nadine Wietlisbach versteht sich in ihrer Arbeit als Kuratorin im sic! Raum genauso wie im Nidwaldner Museum in Stans als Vermittlerin und Dialogpartnerin. Das experimentelle Druckformat Lack/Lack und genauso die Ausstellungen, versuchen einen Teil des vielschichtigen Kunst-Kosmos abzubilden und Komplexität an unterschiedliche Menschen zu vermitteln. Die Lesbarkeit unterschiedlicher Medien, sowie auch einzelne Brüche sind erlaubt. Denn die Ausstellungen und Publikationen sind nur ein weiteres Gerüst, auf dem aufgebaut und abgebaut werden kann. Das Programm wird ausgefeilt und druckfrisch an die Besucher gebracht und kann als weiteres Zahnrad in der Kunstwelt inspirierende Projekte hervorbringen.

Text: Beatrice Zaidenberg

Veröffentlicht im Rahmen der Lehrveranstaltung Tour de Suisse. Kunst und ihre Institutionen in der Schweiz, eine Zusammenarbeit zwischen dem Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich und dem Studienbereich Kunstgeschichte der Universität Fribourg, mit Unterstützung der Boner Stiftung für Kunst und Kultur.

Artikel auf Swiss Art Awards Journal

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